Pressemitteilung

Monitoring-Ergebnisse zeigen großes Potenzial unserer Flächen

Daleiden, 2. August 2023

Bottrop, 17. Juli 2023

Im Laufe des Jahres 2022 wurden die HeimatERBE-Flächen Kurl 3, Ewald 5 und die Osthalde kartiert. Dabei wurden ausgewählte Artengruppen untersucht, die qualitative Aussagen über den Zustand der Flächen ermöglichen. In diesem Fall wurden zu den artspezifisch jeweils besten Zeitpunkten zwischen März und Oktober mehrere Aufnahmen von Gefäßpflanzen, Vögeln, Laufkäfern, Heuschrecken und Tagfaltern durchgeführt.

Nach dem Erwerb der Flächen im Jahr 2021 stand dieses Kalenderjahr vor allem im Zeichen der Planung und Koordinierung der folgenden Renaturierung und Flächenentwicklung. Auch wenn 2021 schon erste Maßnahmen durchgeführt worden waren (darunter Rückbau- und Entsiegelungsarbeiten sowie Müllentfernungen, über die wir zum Teil auch in den News berichteten), war die Erfassung 2022 noch repräsentativ für die Aufnahme des Ausgangszustandes der Fläche. Folgende Erfassungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden die Entwicklungen, die sich durch die Arbeit von HeimatERBE ergeben, dokumentieren und sichtbar machen.

Während der Kartierungen konnten 24 landesweit und 34 regional gefährdete Arten in den erfassten Artengruppen festgestellt werden. So sind alle HeimatERBE-Flächen bereits im Ausgangszustand mindestens von lokaler naturschutzfachlicher Bedeutung.

Bei den Brutvogelbegehungen konnten einige naturschutzrelevante und charismatische Arten mit ganz unterschiedlichen Lebensraumbedürfnissen festgestellt werden. Dazu zählt z. B. der Waldkauz, der als Höhlenbrüter Baumhöhlen oder ähnliche Strukturen wie Mauerhöhlen oder Felslöcher benötigt. Nachtigall und Fitis dagegen brüten bevorzugt am Boden in Krautsäumen oder dichten Gebüschen, während der Kuckuck seine Eier als Brutparasit in fremde Nester kleiner Singvögel legt und keine Brutpflege betreibt. Viele weitere Arten nutzen die untersuchten HeimatERBE-Flächen zur Nahrungssuche, darunter Rauch- und Mehlschwalben, Stare, Wespenbussarde und Schleiereulen.

Auch in Hinblick auf die Vegetation konnten einige spannende Funde verzeichnet werden. So sind eine Reihe gefährdeter Arten* wie die Heide-Nelke, das Maiglöckchen, die Blutwurz und der Sumpf-Storchschnabel anzutreffen. Die sehr unterschiedlichen Standortansprüche dieser Arten zeigen abermals die Vielseitigkeit der Flächen. Während das Maiglöckchen in lichten Laubwäldern vorkommt, bevorzugt die Heide-Nelke Trocken- und Magerrasenflächen und teilt sich ihr Offenland-Habitat somit mit vielen Heuschreckenarten.

Dazu gehört unter anderem die Blauflügelige Sandschrecke, die bundesweit stark gefährdet ist und erfreulicherweise auf einer HeimatERBE-Fläche vorkommt. Sie besiedelt sandige bis kiesige, spärlich bewachsene Böden und galt in Nordrhein-Westfalen mehr als 40 Jahre lang als ausgestorben, bevor sie sich in den letzten Jahren zunehmend entlang von Bahntrassen wieder ausgebreitet hat. Dabei profitiert sie zum einen vom Klimawandel und zum anderen von solchen Brachflächen, wie unseren. Denn hier findet diese Art, wie viele andere Arten auch, Ersatzlebensräume, die in ihren Standorteigenschaften dem eigentlichen, natürlichen Lebensraum der Spezialisten entsprechen.

Ein weiteres Beispiel für diese Funktion als Sekundärlebensraum spiegelt sich im Vorkommen einer Orchideen-Art auf einer HeimatERBE-Fläche wider. Genauer gesagt handelt es sich nicht um eine Art allein, sondern um die Mischform, einen sogenannten Hybriden, aus dem Breitblättrigen Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) und dem Gefleckten Knabenkraut (Dactylorhiza maculata).

Typischerweise kommen beide Arten auf nährstoffarmen Moorböden oder feuchten Magerrasen vor. Auf unserer Fläche profitiert die Mischform von den nährstoffarmen Verhältnissen und den stauenden Eigenschaften des dicht gelagerten Bergematerials. Standorte, auf denen Orchideen vorkommen, sind für diese Arten besonders wertvoll, da Orchideen nicht einfach an- oder umgesiedelt werden können, weil sie auf das Vorkommen ihrer jeweils spezifischen Partner-Pilze angewiesen sind.

Zusätzlich zu dem Knabenkraut kommen drei weitere Orchideen-Arten auf der Fläche vor, von denen zwei wie das Knabenkraut selbst im Offenland wachsen. Generell sind die meisten der gefährdeten Arten, die auf den HeimatERBE-Flächen vorkommen, Offenland-Arten.

Um die Lebensräume dieser seltenen Arten zu erhalten ist aktives Flächenmanagement unabdingbar. Das Zulassen natürlicher Sukzession würde innerhalb weniger Jahre zum Verlust vieler wertvoller Offenland-Biotope führen.

Die Ergebnisse der Kartierungen haben das bestätigt, was schon nach den ersten Begehungen vermutet wurde: Im Gegensatz zu den Offenland-Habitaten, ist der ökologische Zustand der Wald- und Forstflächen noch nicht als besonders wertvoll zu bewerten, da sie größtenteils keine waldtypischen Lebensgemeinschaften aufweisen. Hier ist Unterstützung gefragt, um einen naturnahen Waldzustand herbeizuführen, der mehr Lebensraumpotential für viele Arten bietet.

Wir von HeimatERBE arbeiten mit sehr viel Leidenschaft daran, Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum zu bieten und unsere Flächen zu Wiegen des Artenschutzes zu machen. Dabei sind nicht nur die besonders gefährdeten Arten von Bedeutung, sondern auch die häufiger vorkommenden, gewöhnlicheren Pflanzen und Tiere, denn auch diese Arten haben ihre Rollen im Ökosystem und brauchen einen Lebensraum. Unterstützen Sie uns gern dabei, indem Sie Interesse an unserer Arbeit zeigen und sich beim Besuch unserer Flächen an die festgelegten und ausgeschilderten Verhaltensregeln halten. Gemeinsam können wir einen großen Beitrag zur Biodiversität leisten, getreu dem Motto: Think global, act local!

Ein herzliches Dankeschön geht an das Büro raskin, das diese Kartierungen durchgeführt und den Ergebnisbericht erstellt hat: Eure Artenkenntnis, euer Engagement und ein niemals enden-wollender Geduldsfaden beim Nachbestimmen und Sortieren der Arten, Erklimmen der entlegensten Winkel auf der Halde und Heraushören von Vogelgezwitscher direkt neben der Autobahn haben uns einen großartigen Datenschatz generiert.

Ihre Ansprechpartnerin

Hannah Lenkeit
Hannah LenkeitPressesprecherin
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